Im Rahmen der 900-Jahr-Feier wurde 2007 der neu gestaltete Caldeplatz im Ortsteil Calden vom damaligen Bürgermeister Andreas Dinges im Beisein zahlreicher Gäste eingeweiht. Die Einweihung bildete den Auftakt der Festveranstaltungen. Im Zuge der Planung zu Gestaltung hatte man sich dafür entschieden, in besonderer Weise an die Calde – oder auch Fülle – zu erinnern, die noch in den 1960er Jahren in der Wilhelmsthalerstraße oberirdisch floss, bevor sie verrohrt wurde: Ein kleiner stilisierter Bachlauf deutete auf dem in der Nähe der Apotheke gelegenen Platz den Wasserverlauf an. Es handelte sich dabei aber nicht um eine Freilegung der Calde. Vielmehr beförderte eine Pumpe das Wasser nach oben in das ca. 12 Meter lange, von Steinen gesäumt Bachbett.
In der Folgezeit wurde der Caldeplatz von der Bevölkerung gut angenommen. Gerade an wärmeren Tagen vertrieben sich oft Kinder die Zeit beim Spielen am Wasser - so, wie es schon Generationen von Caldener Kindern vorher getan hatten.
Rund zwei Jahre nach der Einweihung quittierte die Pumpe ihren Dienst. In der Folgezeit verlor der Platz spürbar an Attraktivität: Das “ausgetrocknete“ Bachbett lockte weder Kinder noch Erwachsene.
Auf die vielfach engagierte Caldenerin Ursel Homberger ging die Anregung zurück, dass die Anwohner des Caldeplatzes ein Fest ausrichten und mit dem erwirtschafteten Gewinn eine neue Pumpe finanzieren sollten. Die Angesprochenen, alle unmittelbare Anlieger des Platzes, nahmen die Anregung auf und luden 2011 erstmals zum Caldeplatzfest ein. Kurz vor dem Fest hatte allerdings die Gemeinde eine neue Pumpe gekauft und installiert. Vor die Frage gestellt, was nun mit dem eingenommenen Geld geschehen sollte, beschlossen die Anwohner, in die Bepflanzung der am Platz liegenden Rabatten zu investieren – wobei bereits mit dieser Entscheidung auch feststand, dass die Gruppe zukünftig die Pflege der Beete übernehmen würde. Gleichzeitig hatte die Gruppe die Erfahrung gemacht, dass das Fest bei der Caldener Bevölkerung gut angenommen wurde: Flohmarkt, Hüpfburg und Kinderschminken, Bücherverkauf und Gardetanz, Küchenbuffet und Bratwurststand hatten zahlreiche Besucher und Gäste zum Caldeplatz geführt.
Eine der Erkenntnisse für die engagierte Gruppe war seinerzeit, dass jeder der Anwohner etwas zum Gelingen des Festes beigetragen hatte: Organisationstalent und eine Kaffeemaschine gehörten genauso dazu wie Sonnenschirm und die Bereitschaft, Bierbänke und -tische aufzubauen und Geschirr zu spülen.
Gleichzeitig stärkte die Zusammenarbeit die nachbarschaftlichen Beziehungen. Auch auf die gute Resonanz bei der Bevölkerung ging die Entscheidung zurück, das Fest jährlich zu wiederholen. Seit 2015 bildet der evangelische Gottesdienst, der in der Scheune der Familie Schaub abgehalten wird, den Auftakt des Caldeplatzfestes.
Ca. 80 – 90 Besucher verschiedenen Alters und verschiedener Glaubensrichtungen feiern mit. Ebenfalls seit 2015 gestalten die Jembe-Trommler „Naturton“ das Fest mit. Sie geben den zahlreichen Gästen die Gelegenheit, sich an Rhythmusinstrumente und Trommeln auszuprobieren und stoßen dabei auf viel positive Resonanz.
Für Gäste organisieren die Anwohner in unregelmäßigen Abständen gemeinsame Picknicks auf dem Caldeplatz. 2015 luden sie ehemalige Anwohner der Wilhelmsthalerstraße zum gemeinsamen Kaffeetrinken ein. Das Betrachten alter Fotos und der Austausch über alte Zeiten gehörte natürlich dazu.
Seit 2011 beteiligt sich die Caldeplatz-Gruppe am Umzug, der des Höhepunkt der Caldener Kirmes Anfang November bildet.
Die Osterdekoration – Hasenfamilie, Enten und ein Nest mit Ostereiern – war schon Tradition, als die Anwohner im Jahr 2014 ein besonderes Projekt realisierten: Den Nachbau des 1975 unter dem Protest der Bevölkerung abgerissenen „Waterhüsekens“, das auf dem Caldeplatz gestanden hatte. In dem kleinen Fachwerkgebäude, mit dessen Bedienung und Wartung lange Jahre Zimmermeister Heinrich Wilhelm Braun (Wilhelmsthalerstraße 37) beauftragt war, befanden sich drei Pumpen, die Brauch- und Löschwasser zum Caldener Wasserspeicher nahe dem Lindenrondell beförderten. Das neue Waterhüseken, natürlich ebenfalls ein Fachwerkbau, dient seit dem Advent 2014 als „Unterkunft“ der Heiligen Familie. Der Diebstahl des „Jesuskindes“ durch Jugendliche konnte im ersten Jahr nur durch das geistesgegenwärtige Einschreiten eines Anwohners verhindert werden. Der Weihnachtsbaum, den die Gemeinde Calden auf dem Caldeplatz aufstellt, wird von den Anwohnern geschmückt. Natürlich beteiligt sich die Caldeplatz-Gemeinschaft auch am Klobesabend (6. Dezember): Der Auschank von Heißgetränken und das Verteilen von Süßigkeiten – gegen einen Heischevers – gehören mittlerweile zum festen Programm.
In Kooperation mit dem Kultur- und Geschichtsverein wurde von den Anwohnern 2017 im Rahmen des jährlichen Festes ein Schild aufgestellt, das an die Geschichte des Caldeplatzes erinnert. Das auf diesem Schild abgebildete Foto aus dem Jahr 1940 zeigt den Wagnermeister und Landwirt Gustav Rüppel, der in der Wilhelmsthalerstraße (heute Hausnummer 62) lebte. Das Foto ziert auch die 2016 angeschafften Caldeplatzfahnen, die bei den jährlichen Festen und zu besonderen Anlässen gehisst werden.
Beetbepflanzung und -pflege, ein jährliches Fest, Advent und Ostern, Kirmes und „Einfach-mal-so-Treffen“: Die Liste des bürgerschaftlichen Engagements der Caldeplatz-Anwohner ist lang und das kreative Potential sowie die Tatkraft lassen auch für die Zukunft weitere Projekte und Aktivitäten erwarten. Die Gruppe umfasst rund 20 Mitglieder, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten zeitlich und/ oder in anderer Weise engagieren. Besonders freuen sich die Anwohner, dass ihr Engagement sowohl seitens der Bevölkerung als auch seitens der Gemeindeverwaltung geschätzt und unterstützt wird. Von dieser Wertschätzung zeugen zahleiche Rückmeldungen. Wer zukünftig bei Aktivitäten rund um den Caldeplatz mitmachen will, ist herzlich willkommen.
Beate Lehmann